SONNTAGSMUSIK XXVII – Rosenkranz-Sonaten
Zur 17. Sonntagsmusik im Paderborner Dom kommen einige der eindrucksvollsten Schöpfungen der Violinliteratur zur Aufführung: Die Rosenkranzsonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber.
Sie bilden ein faszinierendes zyklisches Werk und nehmen durch den Einsatz von vierzehn verschiedenen Violin-Stimmungen, sogenannte Skordaturen, die von der Normalstimmung des Instruments in Quinten abweichen, eine einmalige Stellung in der Geschichte des Violinspiels ein.
Jeder Sonate stellte Biber einen Kupferstich in Form eines Medaillons voran, der ein Ereignis aus dem Leben Marias und ihres Sohnes Jesus Christus abbildet. Biber entnahm die Bilder einem Rosenkranz-Bruderschaftszettel und fügte sie in die sorgfältig geschriebene Widmungshandschrift für den Fürsterzbischof Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg (reg. 1668-1687) ein. Im Archiv der Erzdiözese Salzburg wurde 2008 der Bruderschaftszettel Max Gandolphs gefunden, der genau dieselben Bilder enthält. Sie sind auf drei Spalten verteilt und stellen die je fünf freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Geheimnisse des Rosenkranzes dar. Jede Sonate lässt beim Hören innere Bilder entstehen.
Anhand von drei Beispielen sei exemplarisch beschrieben, wie durch rhetorische Mittel Assoziationen hervorgerufen werden:
Eine Intrada eröffnet die Sonata XII zur „Himmelfahrt Christi“, indem aufwärts führende Läufe in allen Stimmen auch symbolisch die Bewegung nach oben vollführen. In der anschließenden „Aria Tubicinium“ stimmt die Violine zusammen mit dem Violon einen königlichen Empfang „mit Pauken und Trompeten“ an. Dieser Effekt wird durch die Skordatur c‘ – e‘ – g‘ – c‘‘ einem Dreiklang in C-Dur, der Tonart vieler herrschaftlicher Musiken, unterstützt.
Das Lamento der Sonata VI greift die Situation kurz vor der Gefangennahme Jesu auf. Musikalisch wird „Angst“ durch absteigende Chromatik, ungewöhnliche harmonische Schritte und durch wimmerndes, flehendes Bogen-Vibrato erzeugt. Am Beginn der Sonata X erklingt zur „Kreuzigung“ ein kraftvoll punktierter Rhythmus, dessen Energie sich in Verbindung mit drei- und vierstimmigen Akkorden noch steigert. Die unerbittliche Bewegung setzt nur einen Moment aus, in dem die musikalisch-symbolische Kreuzfigur mit vier gleich langen Noten erklingt. Biber wählt verschiedenste Möglichkeiten, um eine Sonate zu eröffnen. Dafür ist das Präludium eine Möglichkeit, um in den Charakter und die Tonart einzuführen. Auf der Basis einer natürlich fortschreitenden harmonischen Entwicklung spielt die Violine musikalische Figuren oder sie entfaltet improvisierend Passagen über dem ruhenden Orgelpunkt.
In den Sonaten I, III und IX ist der Abschluss wiederum improvisatorisch gestaltet. Im Mittelpunkt jeder Rosenkranzsonate stehen Variationen. Sie sind mit dem Rhythmus und Metrum von Tanzsätzen verbunden und beruhen auf liedhaften Melodien. Die Variationen folgen dem Aufbau einer inneren Dynamik und der daraus resultierenden Bewegung durch Steigerung und Zurücknahme. Als Ausdrucksmittel setzt Biber schroffe Kontraste in den Variationen der Sonaten VII und X, der „Geißelung“ und „Kreuzigung“ ein.
Musiker:
- Christoph Heidemann – Barockvioline
- Barbara Hofmann – Viola da Gamba
- Dennis Götte – Laute
- Yo Hirano – Orgel
Sonntag 18.10. | 15:30 Uhr | Hoher Dom
Vorverkauf ab Montag, 12. Oktober hier in unserem Online-Ticketshop und beim Paderborner Ticketcenter.