Das Haus der Dommusik
Unter Verwendung eines Textes von Uwe Balhorn – veröffentlicht 2012 in „Alte und neue Kunst“,
Periodikum des Vereins für Christliche Kunst e.V.
Das Haus der Dommusik – (Johannes-Hatzfeld-Haus) – befindet sich im Herzen der Paderborner Altstadt, in unmittelbarer Nähe zum Dom und Paderquellgebiet und beherbergt die Domsingschule. (Bildergalerie weiter unten auf dieser Seite)
Um 1900 erbaut, war es einst als Siechen- und Krankenhaus genutzt worden, bevor es später zum Wohnhaus für zwei Domkapitulare wurde. Lange Zeit beherbergte es zudem die Wohnung des Dompfarrers und das Dompfarramt sowie Räumlichkeiten für den Malteser Hilfsdienst. Nach dessen Umzug nutzte die Dommusik das Gebäude zusammen mit dem Dekanatsbüro und dem Büro der Telefonseelsorge. Nach Fertigstellung des Umbaus wird es nun komplett von der Dommusik genutzt.
Der Treppenhaus-Anbau
Das neue notwendige Treppenhaus ist als Wandscheibe aus weißem Sichtbeton vor die historische Fassade gesetzt worden. Der Zwischenraum wurde als gläserne Fuge erstellt und künstlerisch gestaltet. Ein spannungsvoller Dialog zwischen Alt und Neu ist entstanden. Die Verglasungen des Treppenhauses sind durch den Schrift-Künstler Brody Neuenschwander gestaltet worden. Hier sind Fragmente der Kirchenmusik kalligraphisch mit sich überlagernden Schriften aus mehreren Jahrhunderten aufgebracht worden. Beim Gang durch das Treppenhaus erlebt man die verschiedensten Blickbeziehungen zum nahgelegenen Dom, zum Paderquellgebiet und zur Stadtbibliothek.
Die Innenräume
Das neue Raumkonzept sieht im Erdgeschoss den Verwaltungsbereich und den Spiel- und Aufenthaltsraum für die Chor-Kinder vor. In einem raumhohen Einbauschrank ist viel Platz für Notenmappen, Spiele und Archiv-Material. Das historische Treppenhaus im Altbau erlangte wieder seinen alten Charme zurück: Es sind Wände entfernt worden, um dem Flur im Erdgeschoss mehr Großzügigkeit und Licht zu geben; Säulen und Mauerwerksbögen sind freigelegt und wieder hergestellt worden. Die historischen Türen im Erdgeschoss wurden erhalten.
Das schmiedeeiserne Geländer der Treppe wurde modern restauriert. Im 1. Obergeschoss befinden sich der kleine Übungsraum, der Stimmbildungsraum sowie der Raum für die Früherziehung. Ein festeingebautes Gesangspodest für 37 Sängerinnen und Sänger bestimmt den schmalgeschnittenen, konisch zulaufenden „kleinen“ Übungsraum. Dieser wird zusammen mit der rückwärtigen Wandverkleidung und dem Deckensegel als ‚Klangkörper‘ im Raum aufgefasst.
Im Dachgeschoss gelangt man ins Herz der Dommusikschule – den großen Übungsraum. Durch den Abbruch der Treppenhauswand konnte dieser Raum vergrößert werden. Hier befindet sich ein Gesangspodest für 94 Sänger, welches in seiner gebogenen Form und den Abtreppungen für optimale Blickbeziehungen zum Chorleiter sorgt. Die gesamte Haus- und Klimatechnik ist nicht sichtbar im Proberaum eingebaut.
Auch schon vor dem Umbau wurde die Akustik in diesem Raum als ausgezeichnet bewertet. Besonders die sägeraue Holzschalung der Dachuntersicht trägt hierzu bei, sodass diese erhalten und nur weiß getüncht wurde. Die indirekte Beleuchtung verleiht dem einst dunklen Raum eine neue Großzügig- und Leichtigkeit.
Die Haupttreppe – Stahlkonstruktion mit Eichenholzstufen – im Neubau verbindet alle Geschosse des Bestands-Gebäudes. Im Dachgeschoss wurde ein Verweilbereich geschaffen mit Holz- Sitzstufen und einem faszinierenden Blick auf die gestalteten Verglasungen sowie in die angrenzende Dompropsteigasse.
Das Materialkonzept
Durch alle Geschosse zieht sich das Materialkonzept aus hellem Eichenholz, dunkel durchgefärbten MDF-Platten, Stahlelementen, hellen Wandfarben sowie grünen Farbakzenten. Der Altbestand wurde behutsam aufgearbeitet, sämtliche neuen Elemente sind mit Rücksicht auf die historische Substanz eingebracht.