Lange Nacht der Kirchen
Die Lange Nacht der Kirchen, ein mittlerweile fast traditionelles Kulturhighlight zum Herbstbeginn, haben wir in das Programm des IMAD-Zwischenstopps aufgenommen, um zur Vorfreude auf die große Premiere der Internationalen Musiktage 2022 beizutragen. Nach dem Auftaktkonzert am Freitagabend in der Kaiserpfalz war die Lange Nacht der Kirchen am gestrigen Samstagabend wieder ein gelungenes Format mit sehr gutem Besuch der angebotenen Stationen dieses Wandelkonzerts.
Einen ganzen langen Abend erhellten Kirchenkonzerte die Paderborner Nacht. Vokalensembles aus den Chören der Dommusik, Organisten und weitere Künstlerinnen und Künstler spielten und sangen kurze Konzerte in den festlich beleuchteten Kirchenräumen der Innenstadt. Ob Gregorianischer Choral, Brass-Klänge, Orgelbrausen oder gepflegter Chorklang: das Publikum hatte die Möglichkeit, sich sein ganz eigenes Konzertprogramm zusammenzustellen. Man wandelte von Aufführung zu Aufführung in Ruhe und Musikgenuss durch den Abend.
Den Auftakt an ungewöhnlichem Ort machten pünktlich um 19 Uhr die Paderborner Dombläser vom Aufgang zur Franziskanerkirche in der Westernstraße. Gut 200 Passanten hielten an, um die prächtigen Klänge des vor der Kirche musizierenden Bläserensembles zu genießen, deren Musik sich vor der Fassade zu einer wunderbaren „Klangwolke“ entwickelte. Nach diesem Auftakt konnte man individuell aus dem vielfältigen Konzertangebot wählen. In zwei sich wiederholenden Blöcken musizierten Organist Sebastian Freitag in der Herz-Jesu-Kirche und der Kammerchor des Paderborner Domchores in der Gaukirche.
Parallel fand in der Marktkirche am Kamp das bezaubernde Format Nightfever statt, bei dem immer wieder junge Gläubige bei Kerzenschein und Musik zum gemeinsamen Gebet einladen.
Den Abschluss des musikalischen Spaziergangs bildeten wieder die Dombläser gegen 21 Uhr vor dem schön beleuchteten Paradiesportal des Domes mit einem kurzweiligen Intermezzo. Aus dem eigentlich zeitlich knapp geplanten Musizieren wurde ein recht langer Auftritt, denn der Einlass der zahlreichen Besucher des anschließenden Konzerts des Vokalensembles Sjaella verzögerte sich aufgrund der Corona-Kontrollen.
Eine wunderbare Gelegenheit für die Paderborner Dombläser mit etlichen Zugaben ihr enorm vielseitiges Programm zu spielen: Ein wenig Glenn Miller, Tuxedo Junction , New Orleans Jazz und Satchmo wechselten mit Klassik und kirchlichen Musikstücken. Das Publikum hatte auf der großzügigen Treppenanlage vor dem Dom beste Möglichkeiten zum Zuschauen und Zuhören. Entsprechend groß fiel auch der Applaus für die Musiker aus. Musik vor dem Dom, ein großartiges Format, ein großartiger Rahmen.
Den Abschluss und sicherlich den Höhepunkt des Abends bildete vor ausverkauftem Haus das Konzert des Vokalensembles Sjaella.
Ihr Name kommt aus dem Skandinavischen und bedeutet im Ursprung “Seele”. Die sechs jungen Damen behaupten von sich, sie hätten eine gemeinsame Seele und dies finde seinen Ausdruck im gemeinsamen Gesang. Und tatsächlich spürt man etwas von dieser besonderen Verbindung, wenn man den lupenreinen a cappella Klängen dieses 2005 gegründeten Leipziger Ensembles lauscht. Quer durch alle Epochen und Stilrichtungen fasziniert Sjaella, und fand mit dem aktuellen Programm »Origins« (Ursprünge) auch in Paderborn ein begeistertes Publikum. Auf die Rezensionen der lokalen Presse dürfen wir gespannt sein.
- Heute um 15 Uhr führt uns der Deutsche Kammerchor mit dem Konzert „Haschiwenu- Bringe uns zurück“ in die Welt des synagogalen Chorgesanges des 19. Jahrhunderts. Klanglich ganz in der Nähe des christlichen Chorgesanges der Zeit, bilden sich an verschiedenen Orten bedeutende Zentren des jüdischen Chorgesanges heraus. Der Deutsche Kammerchor nimmt das Publikum mit auf eine musikalische und geographische Reise durch das jüdische Festtagsjahr, unterstützt von den Kantoren Assad Levitin und Amnon Seelig.
- Dienstag dann ein Sonderkonzert in der Reihe zu „40 Jahre Domorgeln“. Der gefeierte Organist, Komponist und Improvisator David Briggs (New York) erhält weltweite Konzerteinladungen für seine Transkriptionen großer sinfonischer Werke von Anton Bruckner und Gustav Mahler für große Orgel. Im IMAD-Festival 2022 wird er sein für dieses Jahr vorgesehenes Konzert mit Mahlers „Auferstehungs- Sinfonie“ nachholen.Auf seiner diesjährigen Tournée durch Europa ist David Briggs mit einem orgelsinfonischen Programm im Dom zu Gast.